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Wie Action- und Superhelden ständig neu erfunden werden

Es kann nur einen geben?

Fiktive Figuren haben ein paradoxes Problem: Sie altern nicht. Das klingt für uns Normalsterbliche wie ein wahr gewordener Traum. Für die richtige Besetzung mit dem passenden Schauspieler ist das allerdings nicht unproblematisch. Filmcharaktere und Buchfiguren funktionieren gewissermaßen außerhalb eines normalen Zeitgefüges. Oft geht es um in sich abgeschlossene Geschichten, für die eine zeitliche Kontinuität kein vorrangiges Merkmal ist – so dass eben auch einmal zwei Kinder seit mehr als 20 Jahren ein und dieselbe Schulklasse besuchen müssen, wie etwa Bart und Lisa Simpson.

Wenn Filme oder Serien mit echten Schauspielern über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren hinweg erfolgreich sind, ergeben sich jedoch Probleme. Denn die Darsteller altern eben doch. Während in der normalen Welt das Leben trotzdem weiter seinen Lauf nimmt, kann es für einen Schauspieler den Abschied von einer Rolle bedeuten.

Nochmal von vorn: Die vielen Gesichter von Spider-Man


Bis zu einem gewissen Grad kann das Problem der Altersdiskrepanz zwischen Schauspieler und Figur natürlich umschifft werden, indem beispielsweise Darsteller gecastet werden, die optisch jünger wirken als es der Personalausweis verrät. Das dürfte vor allem den Anhängern der Spider-Man-Filme recht bekannt vorkommen, von denen es aktuell fünf gibt. Tobey Maguire, der die Rolle von Peter Parker beziehungsweise Spider-Man in den ersten drei Teilen übernahm, war bei seinem ersten Auftritt als Netzspinner immerhin schon 27 Jahre alt. Das ist nach normalen Maßstäben immer noch recht jung und bei weitem noch kein Grund, sich mental auf eine Midlife Crisis einzustellen. Aber die Figur, die er darstellt, ist eben auch ein Schüler einer High School, deren Absolventen im Durchschnitt gut und gerne mindestens sieben Jahre jünger sind. Dank Maguires jugendlichem Charme bleibt sein Schauspiel dennoch glaubhaft.

Für den anschließenden Relaunch der Spider-Man-Franchise wurde Andrew Garfield als Peter Parker gewonnen. Das neue Gesicht konnte in diesem Fall damit erklärt werden, dass mit The Amazing Spider-Man, eine ganz neue Reihe gestartet wurde, unabhängig von den ersten drei Filmen. Daher hieß es für Garfield/Parker: zurück in die High School. Denn die Geschichte des Superhelden wird wieder von ihrem Beginn an erzählt. Garfield war aber bei der ersten Amazing Spider-Man-Verfilmung sogar nochmal zwei Jahre älter als Tobey Maguire bei seinem ersten Ausflug als Spider-Man. Es wäre somit genauso plausibel gewesen, wenn er keinen Schüler, sondern einen Lehrer an der High School gespielt hätte. Jenseits aller schauspielerischen Leistung muss daher in jedem Fall anerkannt werden, wie gut sich auch Garfield sein jungenhaftes Äußeres erhalten hat.

Allerdings nicht gut genug, um in der geplanten zweiten Neuauflage noch einmal die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft mimen zu dürfen. Das liegt hauptsächlich an strategischen Beweggründen der Filmstudios. Sony, die die Filmrechte für Spider-Man besitzen, haben ein finanzielles Interesse daran, ihre Figur in den einspielstarken Verfilmungen von Marvel unterzubringen. Umgekehrt verhält es sich nicht anders, die Spider-Man-Franchise ist auch abseits der Filme überaus populär, auch schon bei den Kleinen. Weil die Zusammenarbeit der Studios über einen größeren Zeitraum andauern soll, gleichzeitig aber mit Blick auf das jüngere Publikum ein Darsteller gefunden werden musste, der den Jugendlichen entsprechend lange verkörpern kann, bedeuteten Garfields mittlerweile 32 Jahre sein Ausscheiden aus der Serie. Seinen Platz wird nun Tom Holland einnehmen – der ist zarte 19 Jahre alt nach IMDb-Angaben und erfüllt somit zumindest in dieser Hinsicht die Profilanforderungen.

 

Nur immer weiter: James Bond und die Frage der Nachfolgerschaft

Im Fall von Spider-Man kann der Schauspielerwechsel also ohne weiteres mit dem nächsten Neubeginn der Geschichte gerechtfertigt werden. Immerhin ist in diesem Fall die Nachfolgerschaft schon geklärt. Völlig anders verhält es sich in dieser Hinsicht bei dem Agenten schlechthin – James Bond.

Dabei ist der nunmher 24. James Bond-Film mit dem Titel „Spectre“ gerade einmal in den Kinosälen – Start ist in Deutschland der 5. November – angekommen. Die Gerüchte um einen möglichen Nachfolger für Daniel Craig, der die Rolle des britischen Superagenten seit dem Jahr 2006 von Pierce Brosnan übernahm, waren schon lange vor der Fertigstellung des Films in Umlauf. Craig hatte zwar im Sommer verlautbaren lassen, er höre als 007 erst auf, wenn er dazu aufgefordert würde. Im Oktober allerdings klang das vermeintlich ganz anders: In einem mittlerweile vielzitierten Interview mit Time Out London war sehr martialisch die Rede davon, dass der britische Schauspieler sich lieber die Handgelenke aufschlitze, als ein weiteres Mal den Bond zu geben – außer für das Geld.

Das klang nach Abschied und wurde allgemeinhin auch so interpretiert, ist im Grunde aber auch nur die halbe Wahrheit. Es wird völlig außer Acht gelassen, welche Strapazen der achtmonatige Dreh, inklusive Verletzung, für Craig bedeutet haben mögen. Abgesehen davon ist das Verhältnis des Schauspielers zu seiner Rolle offenbar nicht einfach, in vielerlei Hinsicht wegen der gegensätzlichen Charaktere sogar voller Spannung. Daniel Craig betont das in Interviews immer wieder gerne selbst, aber im schlechtesten Fall ist es ein Beweis für seine intensive Auseinandersetzung mit der Figur, die er verkörpert. Wenn er also, nach der Fertigstellung eines Films, für den Moment genug davon hat, spricht daraus möglicherweise viel eher das Bedürfnis nach einer größeren Distanz zur Rolle, aber nicht zwingend ein endgültiger Abschied. 



Gänzlich unbeeindruckt davon werden bei den Buchmachern Wetten darauf abgeschlossen, wer denn nun in Craigs Fußstapfen treten wird. Kandidaten gibt es in jedem Fall in ausreichend großer Zahl und nicht immer ist sicher, wie ernst gemeint die Vorschläge sind. So ist vermutlich davon auszugehen, dass David Beckham nicht unbedingt in den Kreis derer gehört, die tatsächlich für eine Nachfolge in Frage kämen. Insbesondere da die Liste der gehandelten Kandidaten im Grunde nahezu jeden männlichen Schauspieler umfasst, der bereits in irgendeiner Form als Action-Darsteller oder als Frauenmagnet in Erscheinung getreten ist. Neben Hugh Jackman, der die Rolle des Spions wegen seines Engagements für die X-Men-Filme schon einmal abgelehnt hat und Henry Cavill, vor dem Craig vor fast zehn Jahren den Vorzug erhielt und der unlängst in Codename U.N.C.L.E. den Geheimagenten gegeben hat, gibt es im Grunde aber nur eine Handvoll wirklich ernstzunehmender Anwärter.

Die vermeintlich aussichtsreichsten Kandidaten sind derzeit, zumindest in der öffentlichen Debatte, Idris Elba und Damian Lewis. Die Möglichkeit einer Verpflichtung von Elba hat unmittelbar nach dem Aufkommen dieser Gerüchte für einiges an medialem Sprengstoff gesorgt, denn sie wäre gleichbedeutend mit der erstmaligen Besetzung des James Bond mit einem schwarzen Schauspieler. Wie groß die Chancen des Mandela-Darstellers sind, ist kaum mehr als Spekulation. Wer schlussendlich wirklich der neue Bond wird oder ob es nicht vielleicht doch ein Wiedersehen mit Daniel Craig gibt – der ja auch vor „Casino Royale“ kontrovers diskutiert worden war –, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Bis dahin bleibt immerhin der Weg ins Kino.

Bildquelle: © condesign (CC0 1.0) – Pixabay.com

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